Nachruf für Veit Liebermann († 18.3.2011)

2011

Ein persönlicher Nachruf

Lieber Veit,

seit ich dich kenne, und das sind immerhin 45 Jahre, fühlte ich mich von deinem offenen und lebensbejahenden Wesen angezogen. Ich kenne dich als charismatischen Frontmann, um nicht zu sagen: Rampensau im besten Sinne. Nicht nur mit deiner Udo-Lindenberg-Show hattest du dein Publikum stets im Griff, selbst wenn nicht immer nur Lindenberg-Fans darunter waren. Deine Ausstrahlung und Lebensfreude waren legendär, trotz aller Höhen und Tiefen, die du durchgemacht hast. Die Lücke, die du hinterlässt, ist nicht zu schließen.

Dabei weiß ich, dass du im Grunde ein sensibler Mensch warst, der Konflikte vermied, aber sich bei aller zur Schau getragenen Lockerheit einiges zu Herzen nahm. Du trugst, wie man so sagt, dein Herz auf der Zunge, selbst wenn dir deine Vertrauensseligkeit nicht immer zum Vorteil gereichte. Mit deiner Hilfsbereitschaft hast du auch uns in jungen Jahren mehr als einmal aus der Patsche geholfen. Als dein Schiff in Schieflage geriet, schwand dein bis dahin unübersehbarer Freundeskreis leider auf ein überschaubares Maß.

Wie überflüssig erscheint mir heute, da du nicht mehr da bist, mein gelegentliches Genörgel über deine Unpünktlichkeit oder Schusseligkeit. Dabei weiß doch jeder, dass du es allen und jedem recht machen wolltest, aber nicht überall gleichzeitig sein konntest. Wie gerne würde ich dir heute mein letztes Plektrum leihen, wenn du deins wieder mal vergessen hast. Sämtliche Kabel würde ich für dich anschließen, weil dir ja partout nicht einleuchten wollte, wo die alle hingehören!

Und doch bin ich ein wenig stolz, zu erfahren, dass du mich, zusammen mit Sonja und Walter, zu deinen besten Freunden gezählt hast. Wir hatten gerade in den letzten Jahren so viel Spaß bei unseren gemeinsamen Auftritten und hätten bestimmt noch etliche Parties rocken können.

Es ist für mich nur ein schwacher Trost, dass ich deine letzten Stunden mit dir zusammen verbringen durfte. Du warst – eigentlich wie immer – so gut drauf und hast dein letztes Lied, „black magic woman“ in der Santana-Version, so toll gesungen – und gerade noch beendet. Ein tragischer, aber irgendwie auch würdiger Abgang für einen Vollblutmusiker wie dich.

Du fehlst uns.

wh